C the Unseen: Europäische Kulturpreisgala als Glanzpunkt eines Rekordjahres

Chemnitz verabschiedet sich aus dem Jahr als Kulturhauptstadt Europas mit beeindruckenden Zahlen und einer neuen Selbstverständlichkeit. Mehr als zwei Millionen Menschen, knapp 2.000 Veranstaltungen und eine Stadt, die sich als offene Gastgeberin für Europa gezeigt hat. Inmitten dieses dichten Programms wurde die Verleihung der Europäischen Kulturpreise am 9. Mai 2025 zu einem der glanzvollsten Höhepunkte des Hauptstadtjahres und zu einem starken Bild dafür, was europäische Kultur heute bedeutet.

Der Europäische Kulturpreis ehrt Persönlichkeiten, Institutionen und Initiativen, die sich in besonderer Weise für kulturellen Austausch, für ein europäisches Bewusstsein und für die Förderung junger Talente einsetzen. In Anwesenheit des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und des Landtagspräsidenten Alexander Dierks wurden elf Europäische Kulturpreise in unterschiedlichen Sparten verliehen und direkt in das Programm der Kulturhauptstadt eingebettet. In Chemnitz erhielten unter anderem die Robert Schumann Philharmonie, der Dresdner Kreuzchor, die Band Alphaville, Purple Disco Machine, Schauspieler Matthias Schweighöfer sowie Alpinist Reinhold Messner die Ehrung. Sie alle stehen für sehr unterschiedliche Biografien und Genres, gemeinsam jedoch für eine europäische Öffentlichkeit, in der Kunst, Popkultur, Sport und gesellschaftliches Engagement selbstverständlich zusammengedacht werden.

Die Verleihung in Chemnitz wurde zugleich zu einer Hommage an die Stadt selbst. Mehrere Preisträgerinnen und Preisträger haben hier ihre Wurzeln. Eiskunstlaufikone Katarina Witt sprach von einem Heimspiel und erinnerte an die Menschen, die ihr Leben im damaligen Karl-Marx-Stadt geprägt haben. Schauspieler Matthias Schweighöfer blickte auf seine ersten schauspielerischen Schritte zurück, die ihn von der Chemnitzer Schultheatergruppe auf die internationalen Leinwände geführt haben. Fußballlegende Michael Ballack betonte, wie es ihn „emotionalisiert“, den Europäischen Kulturpreis in der Stadt zu erhalten, in der er aufwuchs, zur Schule ging und seine ersten Tore erzielte. Diese persönlichen Momente knüpften das kulturelle Ereignis eng an die Biografie der Kulturhauptstadt an.

Die Gala in der Oper Chemnitz griff bewusst die Perspektive der Kulturhauptstadt auf. Das Europäische Kulturforum als Ausrichter verband die große Bühne mit den Geschichten vor Ort, mit Orten und Menschen aus Chemnitz und der Region. Unter dem Leitmotiv der Kulturhauptstadt, das Ungesehenes sichtbar machen will, rückte der Europäische Kulturpreis eine Stadt ins Licht, die lange unterschätzt wurde und nun in Europa anders wahrgenommen wird. Was sich im Programmjahr in Garagenhöfen, Makerhubs, Apfelbaumprojekten, Interventionsflächen und Mikroinitiativen gezeigt hat, fand in der Preisverleihung seinen festlichen, europaweit wahrnehmbaren Rahmen.