WIEN 2019
Staatsoper
Sophia Loren bekommt Liebeserklärung
Blitzlichtgewitter und „Sophia, Sophia“-Rufe begleiteten die italienische Ausnahmekünstlerin in die Wiener Staatsoper. Mit Standing Ovations feierte das Publikum später Sophia Loren und ihr Lebenswerk. Ihr Sohn Carlo Ponti zeichnete die Besonderheit der Loren, deren „legendärer Status nicht nur auf Talent und professioneller Hingabe beruht, sondern auch auf zutiefst menschlichen Qualitäten.“ Der Taurus sei eine „Anerkennung für ein unauslöschliches kulturelles Erbe, das für immer ein Leuchtfeuer künstlerischer Exzellenz sein wird und nachfolgende Generationen inspiriert.“ Und er endete mit einer Liebeserklärung: „Liebste Mama, ich liebe dich; wir alle lieben dich.“
Gordon Getty für sein einzigartiges Kulturengagement geehrt
In einer emotionalen Laudatio ehrt Stargeiger Daniel Hope den amerikanischen Kulturmäzen und Komponisten Gordon Getty: „Haben Sie je einen Menschen weinen gesehen – weil er der Musik gelauscht hat? Einer dieser Menschen, so sensibel, so hingebungsvoll, so vollkommen aufgelöst im Klang?“ Seine Liebe gehört der klassischen Musik und darüber hinaus unterstützt er seit Jahrzehnten junge Künstler und Kulturinstitutionen weltweit. Daniel Hope spielte an diesem Abend mit Jacques Ammon Gettys Stück „The Fiddler of Ballykeel“.
Europäischen Kulturpreis für gesellschaftliches Engagement an Modeikone und Aktivistin
In einer Robe von Vivienne Westwood würdigt Barbara Meier in ihrer Laudatio die Modeschöpferin Vivienne Westwood, die seit mehr als 20 Jahren als Umweltaktivistin die unterschiedlichsten Aktionen initiierte und unterstützte. Die Engländerin habe auch ihr Leben verändert – mit ihren zahlreichen Aktionen, mit ihrer Prinzipientreue, mit ihrer Mode. „Sie zeigen, dass es kein Widerspruch ist, in der Modeindustrie zu arbeiten und sich gleichzeitig für einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihr einzusetzen“, so Barbara Meier. „Bei meiner Arbeit als Botschafterin für Fair Fashion, bei meinem Kampf gegen Plastikmüll im Meer und als Unterstützerin für das Textilsiegel Grüner Knopf, denke ich tatsächlich oft an Sie. Kämpferinnen wie Sie in unserer Branche zu haben ist nicht nur unglaublich wichtig, sondern auch sehr inspirierend.“
Prima Donna für große Erfolge und großes Herz geehrt
Opernsängerin Nina Stemme kennt die Bühne der Wiener Oper sehr gut, stand darauf als Senta im „Fliegenden Holländer“ mehr als 20 Mal. „Ihre Fertigkeit, Ihre Leidenschaft, Ihr Talent für eine faszinierende Kunstform bescheren ganz besondere Momente“, heißt es im Nominierungsschreiben des Europäischen Kulturforums. Die Grande Dame der Oper, Christa Ludwig, überreichte die Ehrung und kam ins Schwärmen: „Sie ist der größte dramatische Sopran unserer Zeit. Sie muss nicht Prima Donna spielen. Sie ist Prima Donna. Das ist das Großartige an ihr, dass sie trotz größter Erfolge überall in der Welt ihre Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit nicht verloren hat.“
Brillante Orchesterwucht dank einer Frau
Am Dirigentenpult stand an diesem Abend Simone Young, die bereits 1993 in dem Traditionshaus debütierte. Ein Auftritt, der entscheidend für ihre Karriere war, sagte Ioan Holender, der sie an die Staatsoper holte. Er kennt Simone Young sehr lange, zeichnete ihr Leben nach, würdigte sie als erste Frau am Pult der Wiener Staatsoper, verriet dem Publikum, dass er auch ihr außergewöhnliches Klaviertalent sehr schätzt und ließ es sich an diesem Abend nicht nehmen, Simone Young den Europäischen Kulturpreis zu überreichen. Mit dem Orchester der Wiener Staatsoper spielte sie eine Hauptrolle in dem umfangreichen Programm. Es erklangen Werke unter anderem von Mozart, Wagner, Verdi und Beethoven.
Star der Malerszene freut sich über Auszeichnung
Ende September wurde Maler Neo Rauch für sein Bühnenbild zur Wagner-Oper Lohengrin in Bayreuth mit dem erstmals verliehenen „Oper! Award“ ausgezeichnet. In Wien bekam er nun den Europäischen Kulturpreis Taurus für Bildende Kunst überreicht. Er widmete den Preis all jenen, „die, insbesondere in Leipzig, den Pinsel noch couragierter, noch tollkühner, noch unbotmäßiger über die Leinwand führen als ich das tue.“
Europäische Kulturpreisverleihung geht 2020 nach Bonn
Der Bonner Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan, der im kommenden Jahr am 3. Oktober in Bonn Gastgeber des Europäischen Kulturpreises anlässlich des 250. Geburtstages von Beethoven ist, hielt die Laudatio auf die Umweltinitiative R20 AUSTRIAN WORLD SUMMIT. „Der Preis würdigt eine Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Städte und Regionen aus aller Welt im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele zu vereinen“, sagte er. R20-Initiator ist Arnold Schwarzenegger, der sich mit einer Videobotschaft für die besondere Auszeichnung bedankte und appellierte: „Ich bin vielen Berufen nachgegangen, die immer viel Arbeit machten und Ausdauer erforderten. Beim Umweltschutz ist das nicht anders. Es braucht noch mehr Überzeugungskraft, denn es gibt immer noch genug Menschen, die die Umweltkrise nicht ernst nehmen.“
Kammersänger René Pape im Trabant in Wien unterwegs
Mit „Il lacerato spirito” aus Verdis „Simon Boccanegra” zeigte Bass René Pape, warum er den Europäischen Kulturpreis bekam. Er reißt Kritiker zu schönsten Rezensionen hin, seine Auftritte in Bayreuth versetzen immer wieder in Erstaunen. Kaum dachte man ihn zu erkennen, wandelt sich René Pape wieder – seine markante Stimme bleibt das verbindende Element. „Für mich ist es immer etwas Besonderes, wenn ich in Wien auftreten kann, diesem einmaligen Hort der Kultur“, so René Pape. „Das Haus begleitet mich seit vielen Jahren, das Ensemble ist mir sehr vertraut.“ Und genau auf dieser Bühne bekam er nun den Europäischen Kulturpreis 2019 überreicht.
Nachwuchsförderung für Thomas Hampson Herzenssache
Sein Lebenswerk ist Beispiel dafür, was Leidenschaft alles schaffen kann. Seine Erfolge auf der ganzen Welt haben Thomas Hampson nie davon abgehalten, an den Nachwuchs zu denken. Beispielhaft sei der „Heidelberger Frühling“ genannt, eine Lied-Akademie. Regelmäßig gibt Thomas Hampson jungen Sängerinnen und Sängern seine Erfahrungen weiter, schult sie vor allem in dem oft stiefmütterlich behandelten Kulturgut Lied. „Es ist sehr erfüllend und wohltuend, jungen Kollegen zu einer Erkenntnis zu verhelfen. Nach diesen Aha-Momenten bin ich süchtig“, sagt der 64-Jährige.
Kammersänger Thomas Hampson ließ es sich nicht nehmen, den Europäischen Nachwuchspreis 2019 der jungen Ausnahmekünstlerin Alma Deutscher persönlich zu überreichen. Schon mehrmals standen beide zusammen auf der Bühne, demnächst auch in der New Yorker Carnegie Hall.
Seit frühesten Kindheitstagen komponiert Alma Deutscher und fungiert als Kulturbotschafterin Europas. Ihre erste Oper „Cinderella“ wurde in einer besonderen Fassung 2016 in Wien unter der Schirmherrschaft von Maestro Zubin Mehta mit Standing Ovations und internationalem Beifall gefeiert. Die englischsprachige Uraufführung fand im Dezember 2017 in San José (Kalifornien) statt und im Januar 2018 gab es an der Wiener Staatsoper eine Sonderversion für Kinder. Hier verbindet sich bei der Gala zur Verleihung der Europäischen Kulturpreise die Tradition mit einer herausragenden Moderne, hier zeigt sich die Wertschätzung des etablierten Wiener Hauses für einen „Jugendstar“ und damit die verbindende Wirkung der klassischen Musik zwischen den Generationen.
Klemens Hallmann präsentierte die Europäische Kulturpreisgala in der Wiener Staatsoper
Präsentiert wurde die Europäische Kulturpreisgala von der Hallmann Holding, der Firmengruppe des Investors und Unternehmers Klemens Hallmann. „Als österreichischer Unternehmer ist es mir eine große Freude, dieses außergewöhnliche Event in meiner Heimatstadt zu präsentieren und einen Beitrag zu leisten, für die Vielfalt, den Erhalt und die Weiterentwicklung der europäischen Kulturlandschaft“, so Hallmann. „Kultur verbindet, Kultur schafft Identität, Kultur gibt Kraft“, erklärt Hallmann sein Engagement. „Kultur bildet den gemeinsamen Boden, auf dem sich unsere Gesellschaft zukunftsträchtig weiterentwickeln kann. Das möchte ich fördern und unterstützen.“